Quelle: Coop Zeitung, Ausgabe Bern Nr. 29 vom 19. Juli 2022 (Text Rabea Grand [leicht gekürzt], Fotos Anja Zurbrügg)
Es ist ruhig auf der Wimmisalp oberhalb von Schangnau. Der Hohgant türmt sich direkt hinter der Stallung und einer einfachen Alphütte auf – der Gebirgsstock ist zum Greifen nah. Nur das Läuten der Kuhglocken unterbricht die Stille. Mittendrin in dieser Idylle stehen Sarah und Martin H. (beide 31) mit ihrer kleinen Tochter Romina (4 Monate). «Genau diese Ruhe schätzen wir hier oben ammeisten. Man ist ganz auf sich allein gestellt, entgeht der Hektik im Tal», schildert Sarah.
Der richtige Zeitpunkt
Die Familie ist diesen Sommer zum ersten Mal als Pächter auf der Wimmisalp – und hat einiges vor. Nebst 20 Kühen kümmern sie sich auf der Alp auch um das Jungvieh. Ungefähr 100 Tiere kommen so auf einer Nutzfläche von etwa 90 Hektaren zusammen. Diese pflegt das Bauernpaar mit Unterstützung der Familie – und dabei ist viel Handarbeit gefragt. Heuer stehen zudem grosse Veränderungen bevor: Die Stallläger wurden saniert und es muss ein neuer «Bschüttkasten», also eine Jauchegrube, her.
«Der jetzige entspricht nicht mehr den behördlichen Anforderungen und muss deshalb ausgetauscht werden. Die Läger mussten aufgrund der Bausubstanz saniert werden», erklärt Martin. Ein grosser finanzieller Posten, an dem sich die Coop Patenschaft für Berggebiete beteiligt «Dieser Unterstützungsbeitrag kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Es ist wichtig, damit die Tiere auch künftig hier sömmern können. Deshalb sind wir und die gesamte Alpgenossenschaft der Coop Patenschaft sehr dankbar», betont Sarah.
Eine Kindheitserinnerung
Die Wimmisalp, die kennt die Emmentalerin bestens. «Ich bin ganz in der Nähe aufgewachsen und dementsprechend mit der Region verwurzelt», so die 31-Jährige. So verbrachten sie und ihre Familie viel Zeit mit gemeinsamen Wanderungen in der Gegend. «Mit der Alp verbinde ich deshalb einige Kindheitserinnerungen.»
Diese wünscht sie sich auch für ihr eigenes Kind. Deshalb ist für das Ehepaar etwas ganz besonders wichtig: die Zeitauf der Wimmisalp geniessen. Selbst wenn die Tage morgens früh beginnen und im Hochsommer lange bis über die typischen Feierabend-Zeiten hinausgehen.«Klar, es gibt viel zu tun. Jeden zweiten Tag bringen wir die Milch morgens früh ins Tal, wir schauen auf die Tiere oder heuen», erzählt Martin und ergänzt: «Trotzdem ist es eine schöne Vorstellung, Sommer für Sommer hier oben zu arbeiten.» Abseits vom täglichen Rummel im Tal und den üblichen Verpflichtungen – aber mittendrin in der Hohgant-Idylle und den Klängen von Kuhglocken.